Dienstag, April 21, 2009

Kleiner Schreibfetzen Nr. 2

Eine weitere kleine Leseprobe spiegelt diese Szene wieder, die Eaos im Dritten Teil des Buches wieder in die Geschichte führt. Eaos ist der Sohn eines mächtigen Silberfürsten und einer der Männer, die um Berai, die Heldin des Buches, buhlen. Doch wie es scheint, hat er seinen Kampf verloren:

An der Decke webte eine Spinne ihr letztes Netz für dieses Jahr. Sie war recht groß, und fast schon trugen die Weben ihr Gewicht nicht mehr, denn bei jedem Windstoss, der durch das geöffnete Fenster hinein wehte, wurde ihr Körper erfasst und heftig in ihrem Netz hin und her geschleudert. Ihre Brut war bereits geschlüpft, und die Spinne versuchte, sich noch redlich zu nähren bevor sie sich ein dunkles Plätzchen suchte, an dem sie sterben würde.
Unter ihr befand sich ein großes, schweres Bett aus schwarzem Holz, doch die Spinne hatte keinen Blick für das schmale Wesen, das dort unten genauso auf den Tod wartete wie sie.

Die Gestalt lag bewegungslos zwischen den Laken, fast verschmolz sie mit den weißen Tüchern, denn ihre Haut war blass und blutleer, und das einst goldblonde Haar wirkte stumpf und farblos. Wie ein Grabbild aus weißem Marmor wirkte der Anblick; und wenn Lutus, der Fürst des Nebelwaldes, wie jeden Morgen das Zimmer betrat, erwartete er bang, dass sein Sohn bereits aufgehört hatte zu atmen. Doch Eaos atmete noch. Langsam, sehr langsam. Und auch sein Herz hatte sich diesem schleichenden Rhythmus angepasst, entschlossen, die Intervalle zwischen den Schlägen immer größer werden zu lassen um irgendwann ganz aufzuhören Blut durch den schwindenden Körper des Silbernen zu pumpen.

Lutus trat näher, setzte sich auf den Bettrand und nahm die kalte Hand seines Sohnes. Niemals hatte er dies getan, bevor Eaos sich zum Sterben nieder gelegt hatte, denn Lutus war kein Mann großer Gefühlsbekundungen. Nun aber war ihm, als wolle er seinen Sohn in dieser Welt halten, ihn zu sich zurück zu ziehen aus der Dunkelheit in der Eaos seine Erlösung suchte. Aufgebrochen war sein Sohn vor einigen Monden, frohen Mutes, in Begleitung seines Waffenbruder Athon. Vor einem Monat dann brachte Athon Kunde einer ungeheuren Geschichte, und mit sich den Sohn Lutus’, der weder sprechen noch essen wollte, und der fortan wie ein Geist durch den Palast schlich, bis er schließlich so schwach war, dass er nur noch liegen konnte. Selbst Athon hatte es nicht vermocht, Eaos aus seiner Erstarrung zu befreien. Traurigen Herzens war Athon letztendlich heimgekehrt nach Brell, wo seine Familie schon lange Zeit auf ihn wartete.

Verflucht hatte Lutus die Götter, Berogond, die Frauen – Berai, „die Hure des Bösen“, wie er sie im Zorn nannte, im Besonderen - und schließlich die ganze Welt. Aber es änderte nichts: Eaos hatte beschlossen zu sterben. Mit gebrochenem Herzen, schuldig getötet zu haben, was er liebte, zwang er seinen Körper aus dieser Welt hinaus. Sein Geist war längst gegangen und wartete in der ewigen Finsternis darauf, dass der letzte Faden in die Welt zerrissen wurde.
Wenn er doch nur die Augen schließen würde!, dachte Lutus verzweifelt und wünschte damit nicht das endgültige Ableben seines Sohnes. Denn tatsächlich starrte Eaos mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts. Über das einst so strahlende Blau seines Blickes hatte sich ein trüber Schleier gelegt, und so erweckte er den Eindruck eines Blinden. Aus dem silbernen Glanz war ein stumpfes Grau gewordenen. Lutus seufzte und warf einen Blick auf seinen Sohn.

„Komm zu dir, Sohn! Oder gehe für immer“, sagte er leise, und dann verließ er mit hängendem Kopf das Zimmer. Eaos blieb allein zurück. Er hatte nicht wahrgenommen, dass sein Vater bei ihm gewesen war. Er starrte in die Dunkelheit einer anderen Welt und fühlte eine zunehmende Kälte, die ihn immer mehr lähmte. Bald würde er gar nichts mehr fühlen. Keinen Schmerz, keine Schuld. Nichts. Und so hieß er die eisige Kälte willkommen und suchte sie, wo immer er konnte. Es wurde immer dunkler um ihn, und bald würde ihn diese Welt los lassen.

2 Kommentare:

Chrisantiss hat gesagt…

Hallo Tatjana!

Ich glaube, du hast einen Fan. Nun bewunderte ich ja schon deine Fanfics und natürlich MUßTe ich das Buch "Voll das Kostüm, Alter" von dir kaufen und bin begeistert. Als Haldir-Fan, jawoll. Mehrere Ringcons hab ich übrigens selber besucht. Nur Haldir war nicht da, also der knuffige Craig Parker schon, aber Haldir nicht.*heul*
Egal, ich hab ja nun das Buch und kann jederzeit nachlesen, wie es Haldir dort so ergangen ist.*lol*

Aber nun...jetzt bin ich völlig hin und weg.
Dein neues Buch "Gottblut"...was soll ich dazu sagen? Heute kam es an und natürlich mußte ich gleich mit lesen anfangen.

Mich trafen dabei doch einige Dèjavu mit großer Freude.*grins*

Ich kenne auch deine hervorragenden Storys "die Schwarze", " brennende Augen" und " Haldirs Reise". Kann ich da etwa Parallelen erkennen?*gg*

Eaos erinnert mich stark an einen gewissen Elben aus düsteren Wäldern, dessen Beglieter zwar kein Zwerg ist, dafür aber ein Mensch mit gewaltigem Bart... und Halabet, der arrogante, augenbrauenhochziehende Hauptmann, *umfall*, aus, nun ja, dem flüsternden Wald mit seiner Herrin nebst Gemahl...

Selbst das gastliche, oder heimelige?,Berogond mit seinem klugen Fürsten Ridon und dem alten Magier kommen mir bekannt vor.*lol*

Endlich gibt es mal nicht nur weise Worte, sondern alles, was in einem Buch dieser Art zu suchen hat, Action, Sex, Magie und sehr gut beschriebene Kämpfe.

Ich bin froh und glücklich, solches endlich in Buchform in den Händen zu halten. Dazu ist es noch wunderbar geschrieben und deshalb möchte ich dir danken und hoffe natürlich noch auf viele Bücher von dir.

Liebe Grüße, Chrisantiss

tb hat gesagt…

Hallo Chrisantiss!

Es freut mich sehr, dass dir beide Bücher gefallen! Wenn du magst, komm doch gern zur Premiere! Ich würde mich freuen, dich persönlich kennen zu lernen.

LG,
Tatjana